Mit Fahrrad und später auch Leihwagen


von

Uruguay nach Argentinien und Chile

TEIL 4




16. Tag, 03.12.17

Vom Camping Tres Arroyos nach Coronel Dorrego gefahren und dort hinter einer Tankstelle meinen Platz bezogen, nicht ohne mich zuvor mit den Hunden anzufreunden, die mich immer mal wieder auf der Straße jagten und ich sie mit Schlenkern abwehren musste. Morgens regnete es leicht, mittags wurde es besser, aber der Rückenwind nahm zu, das wird bei entgegenkommenden LKW ´s gefährlich durch die entstehenden Luftwirbel, Lenker gut festhalten, bei noch entgegenkommenden LKW´s anhalten oder Straße verlassen. Ab Tres Arroyos blieb ich immer auf RN3.

Hunde - ja da gibt es so einige Streuner, die, die sich selbst versorgen müssen wirkten meist unbekümmert und ließen mich passieren, setzten sich zuweilen mit Sicherheitsabstand in meine Nähe und hofften, dass ich ihnen etwas Essbares zuwarf. Die Haus- und Hofhunde allerdings bewiesen auch noch mit mehr als 100 Meter Abstand zu den Gebäuden ein reges Revierverhalten und jagten mich des öfteren im Rudel. So blieb mir nichts anderes übrig, als sie mit nicht ganz ungefährlichen Schlenkern abzuwimmeln - immer den Blick im Rückspiegel - der Verkehr sollte ja die Hunde vertreiben und nicht mich von der Straße holen. Einige Motorisierte hupten, ich bedankte mich stets mit grüßender Hand.
Viele Hundeleichen am Straßenrand hatte ich auf der Tour umfahren müssen, die Nase zuhaltend, Fotos davon habe ich vermieden.




Nach Uruguay kaum Regen - hier ein wenig. Doch der frische Wind ließ mich meist mit langer Hose und blauer Jacke fahren.

Ja, man sollte wissen, woher ich komme.
Die Idee hinter diesen Hinweisen war die Überlegung, ich stehe einsam mit eventuellen Problemen am Straßenrand und benötige Hilfe. Auch in Argentinien - wie in Chile - leben viele deutschstämmige Argentinier. Vielleicht sprechen sie mich an. Vielleicht treffe ich ja auf der Tour auch "Bühler" und wir kommen ins Gespräch. All dem war nicht so.

Angesprochen wurde ich allerdings - en castellano - aufgrund anderer Umstände.
Gut - woher komme ich, wohin möchte ich? Das Fahrrad, besser das Schaltgetriebe gab oft Anlass es erklären zu müssen. "Mit Motor?" Mein Schloss hielten einige für einen Akku.
Auch die Frage nach meinem Alter wurde oft gestellt, "Komplimente" gab es hin und wieder bei meiner Antwort.

Natürlich sprach ich mit meiner Tour auch Träume und Sehnsüchte meiner Mitmenschen an, aber es gab zuweilen auch Antworten wie: "Ich war noch nie in unserer Hauptstadt Bueno Aires!", oder ähnliche Bemerkungen.
Mit offenem Ohr, mit meinen verbesserungswürdigen Spanischkenntnissen konnte ich in allen Begegnungen bestehen und den dortigen Landsleuten meinen Respekt ausdrücken über ihre Freundlichkeit. Sicher half mir dabei stets meine Aussage, dass meine Frau ursprünglich aus Uruguay stammte: "Uruguascha" !

Ich wurde sehr häufig durch die Autofahrer, LKW´s und Busse gegrüßt, hupend oder mit dem Daumen nach oben.
Entgegenkommende Busfahrer zeigten mit ihren Fingern wohl an, wie oft sie mir schon im Linienverkehr entgegen kamen.


.

Palmen und Olivenbäume




Pausen an kleinen Brücken, Abstellmöglichkeit des Fahrrades und Sitzfläche - blaue Jacke + gelbe Windjacke - es war frisch und windig!



Pause - auch für die Kommunikation mit zu Hause


Pause für den Flüssigkeitsbedarf - Spezi - Cola/Fanta, das ich nur auf Fahrradtouren trinke.
Habe trotzdem auf dieser Tour 12 Kilogramm verloren!


lange Pause - Übernachtung hinter einer Tankstelle - alles da, Strom fürs Handy, Sitzgelegenheiten und Hunde

Messungen mit dem Fahrradcomputer
16. Tag
Start
Ziel
Kilometer
Zeit
Durchschnitt
Tourkilometer
03.12.17
Arroyos
Coronel Dorrego
112, 3
6:57
16:11
1317




17. Tag, 04.12.17

Wieder einmal war der Startpunkt die Tankstelle, nach Kaffee und „media lunas“ (Hörnchen) fuhr ich bis Bahia Blanca. Dort machte ich erst mal Halt in einer Fußgängerzone und trank einen Kaffee. Hier fragte ich nach einem Fahrradgeschäft und prompt googelten zwei Damen und konnten mir den richtigen Hinweis geben. Ich fand ein gutes Fahrradgeschäft vor – hatte in Tres Arroyos schon eine Adresse erhalten – und kaufte Radmantel, Schlauch und eine „Autoventilpumpe“. Sehr nett waren die Bediensteten dort, sie beschrieben und schrieben mir auf, wie ich an einen Zeltplatz gelange.
(Nach nunmehr 5200 km 2016 + 2017 war das Profil des hinteren Mantels ziemlich abgerieben und ich hatte Sorge, es könnten Risse geben.)

Am Zeltplatz angekommen gab es erst mal wieder ein Schwätzchen, in dem der Platz angepriesen wurde. Einfach aber warmes Wasser, grüne Anlage und ruhig. Ich traf dort auf einen argent. Motorradfahrer, der auch den Weg nach Ushuaia vor sich hatte. Einen kurzen Abstecher machte ich noch, um an meinen Schlaftrunk zu gelangen.

Hier habe ich, nachdem sich die hintere Schraube des Zahnriemen wieder öffnete - mitten in der Stadt die Reparatur - abends mit Kabelbinder
sie so befestigt, dass dies die ganze Tour durchhielt.


Getreidernte - Erntearbeiter ziehen mit Wohnmöglichkeiten von einem Gelände zum nächsten.




BAHIA BLANCA


Messungen mit dem Fahrradcomputer
17. Tag
Start
Ziel
Kilometer
Zeit
Durchschnitt
Tourkilometer
04.12.17
Coronel Dorrego
Bahia Blanca
107, 2
6:23
16:78
1425




18. Tag, 05.12.17

Mayor Buratovic, so heißt der Ort, Ort kann man es ja nicht nennen, hat aber eine Tankstelle und ein Restaurant mit Grünfläche. Die Gegend hier wird einsamer, noch wenige Kilometer und ich erreiche den Beginn Patagoniens. Heute erfreulicherweise mal Rückenwind – nach der Abzweigung nach Süden - den Wind möchte ich nicht gegen mich haben!

So geht es mir wirklich gut, sitze ganz alleine in der Kneipe und warte, bis ich etwas zu Essen bekomme, Getränke gab´s schon.
Und wem habe ich diese Beiträge heute zu verdanken: „Parilla LA POSADA“ (
bezogen auf den Blog, Zeit zu schreiben, sitzend und Netzverbindung)

"Ganz alleine in der Kneipe" stimmt ja nicht ganz - mein Bier und ich!





Messungen mit dem Fahrradcomputer
18. Tag
Start
Ziel
Kilometer
Zeit
Durchschnitt
Tourkilometer
05.12.17
Bahia Blanca
Mayor Buratovic
90,7
5:03
17:96
1515

 

19. Tag 06.12.2017

Ich bin um 7:30 Uhr losgefahren, Kaffee gab´s erst 15 Kilometer weiter, die in direkter Nachbarschaft liegende Tankstelle war noch geschlossen.
Nach 70 Kilometern drehte sich der Wind.
Bei Emilio Lamarco fragte ich an einem Parador „La Lona“ an. Ich dachte zunächst, dies sei ein verlassenes Haus, bis sich ein Mann hinter einem Fenster bewegte. Er wies mir eine windgeschützte Ecke zu, Wasser gab es in einer Tonne. Ich saß noch gemütlich vor dem Haus, bevor ich mich unter Vogelnestern zurückzog. Diese machten sich auch bemerkbar, ebenso die Kettenhunde, wenn ich mal husten musste.
Das Haus war nach Aussage des Mannes eine Kabarettbühne gewesen. Ziemlich verlassen und trostlos. Die Bühne hatte wohl nichts erwirtschaftet. Morgens öffnete er ungefragt sein Fenster und verabschiedete sich von mir.
Aber - man stelle sich vor - es klopft an deine Tür und jemand möchte in deinem Garten campen. Auch dieser "Einsiedler" gebührt in seiner zurückhaltenden Art meinen Dank!

Daß das Haus nicht verlassen war erkannte ich zunächst an den Kettenhunden, die natürlich anschlugen - eine Art Türklingel!

Meine Schuhe standen ja neben dem Fahrrad und morgens war nichts in den Schuhen (Nikolaus) - doch mit der windgeschützten Ecke war ich bestens bedient!







Messungen mit dem Fahrradcomputer
19. Tag
Start
Ziel
Kilometer
Zeit
Durchschnitt
Tourkilometer
06.12.17
Mayor Buratovic
Parador
"La Loma"
90,17
5:39
16:06
1606

 


20. Tag 07.12.2017

Gute ruhige Nacht verbracht bis auf ein paar Vögel, die ein Nest schräg über mir hatten, musste ich mal husten, antworteten die Kettenhunde.

Mit Rückenwind fuhr ich bis „Stroener“, etwas von der Ruta 3 abgelegen, dort bekam ich nach langer Suche Kaffee und Gebäck und ein nettes Gespräch mit dem Besitzer und noch eine Kaffee umsonst. Es gab zwar eine Bank, dort erkanntes sie meine Scheckkarte nicht an. - Dies funktionierte problemlos bei staatlichen Banken! -

Weiter die RN3 entlang bis „Carmen de Patagonia“ / „Viedema“. In Carmen suchte ich eine Bank, Visa klappte zuerst nicht, bei der dritten Bank – ein junger Mann zeigte sie mir – gelang es mit der normalen EC-Karte einen Betrag abzuheben.

(Noch einen Tip zu den Bankgeschäften: Natürlich ist eine Einzelabhebung limitiert, man kann aber zwei- oder dreimal hintereinander abheben - zahlt aber jedesmal eine Gebühr)

Schließlich erfuhr ich in einer Touristik-Information etwas über einen Zeltplatz ca. 20 Kilometer weiter. Die Dame der Info macht noch Fotos von mir - nicht alle Tage kommt ein verrückter, alter Deutscher vorbei - dachte ich mir.

Den Zeltplatz hatte ich nicht erreicht – auch nach Nachfrage bei einem Polizeiposten nicht – ich erreichte eine etwas weniger moderne Tankstelle.
Hinter ihr lag ein offenes (unfertiges) Gebäude – und Bier gabs beim Tankwart – und das wurde schließlich mein Schlafplatz.

Mein Handy und meine Powerstation hatte ich in der Tankstelle eingesteckt, er käme so gegen 8 / 8:30 Uhr am nächsten Morgen. Mein Ladekabel am Fahrrad funktionierte nicht mehr, auch nach einem Reparaturversuch nicht. Nun, der freundliche Herr kam kurz vor 10 Uhr, also nochmal lasse ich mich auf so ein Angebot nicht ein.











Messungen mit dem Fahrradcomputer
20. Tag
Start
Ziel
Kilometer
Zeit
Durchschnitt
Tourkilometer
07.12.17
Parador
"La Loma"
bei Viedma
124,8
7:16
17:14
1731

STRAVA
unkorrekt, da ich das Handy nach Start ausstelle / am Schluss wieder anstelle)






F O R T S E T Z U N G - T E I L 5

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