Im Juli 1990 reisten wir, Lourdes und ich, wieder aus Mogadischu zum Sommerurlaub nach Deutschland. Es sollte die letzte Heimreise aus dem ostafrikanischen Land Somalia sein nach fünf Jahren in Somalia.
Zunächst hielten wir uns in meiner Heimatstadt Bühl auf und in München.
Nach einigen Wochen erfuhren wir, dass die Rückreise und die Wiederaufnahme meiner Tätigkeit an der Deutschen Schule Mogadischu (Homepage) zu unsicher sei. Einige Wochen später war klar, dieie Zeit in Mogadischu war zu Ende, eine Wiedereinreise unmöglich angesichts der Gefahren für die Menschen dort und natürlich auch für uns, den Schülern und Lehrern.
Der Bürgerkrieg in Somalia weitete sich aus.
Mein Vertrag mit der damaligen GTZ wurde mit dem Ende des Jahres 1990 gekündigt. Da ich dies frühzeitig erfuhr, konnte ich mich um mein weiteres Lehrerdasein kümmern.
Nach wie vor erhielt ich keine Einstellung in Baden-Württemberg.
Über einen deutschen Bekannten, der auch in Mogadischu lebte, erhielt ich die Information in „Markt & Chance“ sei eine Stelle als Programmlehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in Puerto Montt ausgeschrieben.
Ich bewarb mich und 10 Tage später erfolgte ein Anruf in Bühl. Ich hatte die Stelle und sagte sofort zu. Beginn 1. März 1991 für zwei Schuljahre.
Toll! Nun noch Chile und auf den Kontinent meiner Frau, die aus Uruguay stammt.
Vorbereitungen sehnsüchtig erwartete ich ein Schreiben eines Kollegen aus Puerto Montt, der mich auf die dortigen schulischen Gegebenheiten hinweisen und mich über die Lebensumstände informieren sollte.
Unabhängig davon informierte ich mich zunächst mit einen kleinen Reiseführer über Chile und las über Puerto Montt als erstes in einem Straßenkaffee in Bühl sitzend - „ ... von deutschen Einwanderern gegründet“ - na ja, dann bin ich ja fast doch Lehrer in Deutschland!
Nun kam die erwartete Post und ich wurde informiert, aber nur über das, was ich mitbringen sollte, ein möglichst großes Fahrzeug, mit dem wir auch reisen können und darin übernachten. Chile sei ein tolles Reiseland.
Stimmt! Da hatte mein Kollege recht.
So kümmerte ich mich rund um München nach einem passenden Fahrzeug und fand einen Mercedes Benz 508 D. Es war ein ehemaliges Fahrzeug der Deutschen Bundespost gebraucht als Kabelmesswagen, eingerichtet mit 3 Sitzen, Werkbank, Schrank und im hinteren Teil Regalen und Heizung.
Nun standen Umbau am Fahrzeug an, Isolationen, Bett und unter dem Bett ein abschließbarer Gepäckraum.
Das Fahrzeug sollte mit unserem Hab und Gut und einem teuren Computer per Schiff zunächst nach Montevideo gelangen. Das Fahrzeug war samt Inhalt schon
in Bremerhaven abgegeben worden. Wir wollten über Uruguay nach Chile einreisen. Dafür besorgten wir uns ein „Carnet de Passages“ über den ADAC für 500 DM.
Doch das Schiff wurde bestreikt und wir entschieden, das Auto mitsamt unserem Gepäck direkt in Chile in Valparaiso ankommen zu lassen.
So brauchte ich das „Carnet…“ nicht, bekam aber die 500 DM auch nicht zurück - bis damals war ich Mitglied im ADAC.
Unabhängig von der Ankunft des Autos buchten wir die Flüge von Frankfurt aus nach Uruguay am 15. Januar 1991 Hinflug mit LAP
(Líneas Aéreas Paraguayas).
Wir warteten auf den Abflug, hatten noch Angst gehabt, ob wir unser Übergepäck ohne Zuzahlungen durchbringen werden. Plötzlich hieß es "schnell, schnell, alles Handgepäck müsste auch aufgegeben werden". Warum, es gab Anzeichen für das militärische Eingreifen der USA zur Befreiung Kuwaits - wir sind doch weit weg?
Doch die Freude auf einen neuen Kontinent überwiegte. Ich wusste nicht, dass wir auf dem Hinflug einen Zwischenstopp einlegten in Dakar / Senegal. Wir mussten aussteigen und ich muuste auch mal eine Toilette aufsuchen. Am Eingang saß ein junger Mann auf einem Tisch mit einer Klopapierrolle, einen Dollar für ein Blatt! Afrika hatte mich wieder!
In der Nacht am 16. erfuhren wir durch den Flugkapitän von dem Beginn der Kampfhandlungen.
Für mich war es das erste Mal, dass ich südamerikanischen Boden betrat in
Asunción / Paraguay, weiter über Buenos Aires nach Montevideo.
Endlich angekommen stellten wir schnell fest, dass unser Weltempfänger verschwunden war, er war ja auch ursprünglich im Handgepäck.
Eine knappe Woche verbrachten wir in der Heimatstadt von Lourdes und trafen ihre Geschwister und Bekannte.
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Mit dem Bus reisten wir durch die Pampa über die Anden nach Santiago / Chile.
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Santiago - La Moneda
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La Moneda
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Museo de Bellas Artes
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Dort sammelten wir ein paar Tage erste Eindrücke in Chiles Hauptstadt und organisierten
unsere Weiterreise mit einem komfortablen Pullmanbus nach Puerto Montt.
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In der Nähe der Busstation bezogen wir ein kleines Hotel und erholten uns etwas von der Reise. Am nächsten Morgen stellte Lourdes fest, dass sich auf dem Bettvorleger kleine schwarze hüpfende Punkte tummelten „Pulgas“ - Flöhe. Sie sollten uns einige Zeit begleiten.
Wir besuchten eine Immobilienagentur und hatten Glück, fanden unser neues Zuhause, eine Doppelhaushälfte im Ortsteil Mirarsol und zogen ein. Wir bewegten uns mit den Colectivos, einer Art Taxi, bei dem andere Fahrgäste zusteigen können.
Das Haus stand leer, die Küche war eingerichtet, Einbauschränke waren ausreichend für uns vorhanden. So benötigten wir zunächst nur vier Stühle, einen Tisch und ein Bett mitsamt Bettzeug, Küchenutensilien und den mir wichtig erscheinenen Staubsauger der „Flöhe“ wegen und ein Radio.
Radio und Staubsauger hatten wir schnell, unser Gepäck war auch schon in das Haus gebracht. Was sollten wir tun? Versprochen war bis 20:00 Uhr werden die Möbel gebracht. So saugten wir jede Ritze des Parkettbodens ab und warteten auf der Treppe zu den oberen Räumen sitzend auf unsere Sitzgelegenheiten. Sie kamen wir versprochen. Wir waren eingezogen!
Wer wohnt denn in unserer Nachbarschaft? Das wussten wir nicht noch nicht!
So viel sei an dieser Stelle aber schon verraten. Die Eingangsbilder dieser Homepage „Calbuco -der rauchende Vulkan“ hatte 2015 einer der Söhne unserer Nachbarn, Carlos Böttger, aufgenommen. Wir sollten sie bald kennenlernen.
Einrichten und auch mal in die neue Schule gehen, das stand in den nächsten Tagen auf dem Programm. Wir hatten noch Januar und die Schule startete am 1. März nach den großen Sommerferien in Chile. Besuchen kann man sie ja mal und die Stadt erkunden, alles zu Fuß oder mit den Colectivos.
Tatsächlich war in der Schule das Sekretariat besetzt, sie begrüßten uns herzlichst und boten ihre Hilfe bei der Wohnungssuche an!
Da hinterließ ich mit unserer jüngsten Ankunftsgeschichte wohl einen Eindruck.
Viele Spaziergänge, Kaffeebesuche folgten, wir lernten die Geschäftswelt in Puerto Montt kennen vor allem der heute noch existierende Laden „Ferreterias Weitzler“ (Baumarkt / aber auch Möbel) in der Straße „Antonio Varas“. Sie hatten alles was ich brauchte. So kannte ich diesbezüglich die Läden auch in Mogadischu, auf deren Außenwände Abbildungen von „Hammer, Nagel etc. zu finden waren, wie ich sie nun auch in Bühl und Umgebung kenne. Lourdes kannte dafür ganz andere Geschäfte.
Gut, wenn man vor Schulbeginn viel Zeit mitbringt. Denn als dann schließlich die Schule begann, war der Anfang nicht ganz leicht und mit erheblichem Vorbereitungsaufwand verbunden bei 30 Wochenstunden und Erwachsenkurs in Deutsch als Fremdsprache. Die Schüler sollten „Deutsch“ lernen und ich konnte ja noch kaum spanisch. Dafür hatte ich ja zu Hause die Dolmetscherin.
Noch hatte ich ja nur die Schulbücher der Schule, das eigene Material im Auto war ja noch auf langer Fahrt irgendwo im Panamakanal.
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